Grundlagen der Chinesischen Medizin (TCM)

In diesem Abschnitt will ich versuchen, Interessierten ein paar wichtige Grundlagen der Chinesischen Medizin (TCM) zu erläutern. Eine Behandlung mit Chinesischer Medizin kann natürlich ohne Kenntnisse dieser Grundbegriffe erfolgen.

Das Yin- und Yang-Konzept in der Chinesischen Medizin (TCM)

Das alte chinesische Zeichen, in dem das Dunkle (Yin) und das Helle (Yang) sich immerwährend gegenseitig hervorbringen, bedingen und ergänzen, symbolisiert das sich ständig verändernde Gleichgewicht von Yin und Yang. Dieses Gleichgewicht ist die Grundlage für den freien Fluss des Qi, der Lebensenergie. Yin und Yang verkörpern unterschiedliche Prinzipien des Lebens, die völlig wertfrei sind und ohne den anderen nicht existieren können.

Ursprünglich bezeichnet Yang die „von der Sonne beschienene Seite eines Berges“ und Yin die „im Schatten liegende Seite“. Yin steht für Ruhe, Passivität, Kälteund das Weibliche, während Yang Dynamik, Aktivität, Hitze und das Männliche einschließt. Das dynamische Krankheitsverständnis der Chinesischen Medizin (TCM) wurzelt im Ungleichgewicht von Yin und Yang. Immer geht es um Widerstreit und Ausgleich zwischen etwas Bewegendem und Beharrendem, zwischen kühlenden und wärmenden, abbauenden und aufbauenden Kräften im Organismus.

Auf die medizinische und körperliche Ebene übertragen, entspricht Yin der körperlichen Substanz und Yang der durch den Körper ausgeübten Funktion (Definition nach Dr. Greten). Yin und Yang sowie die sich daraus ergebenden fünf Wandlungsphasen sind fest definierte Richtgrößen im energetischen Ablauf und für die Diagnosestellung unverzichtbar.

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Die fünf Wandlungsphasen (Elemente) der Chinesischen Medizin (TCM)

Wandlungsphasen sind definierte energetische Zustände, die durch eine unendlich wiederkehrende Abfolge in einem Regelkreis dargestellt werden können. Entsprechend der Interpretation von Dr. Greten (Kursbuch Traditionelle Chinesische Medizin: TCM verstehen und richtig anwenden) lässt sich dieser Zyklus wie folgt als Sinuskurve beschreiben:

Die fünf Wandlungsphasen bzw. Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser – sind die Ordnung im immerwährenden Fluss des Qi. Sie beeinflussen sich permanent gegenseitig. Jeder dieser fünf Wandlungsphasen sind unterschiedliche energetische Eigenschaften zugeordnet:

 „Holz“ symbolisiert die Bereitstellung von Energie, „Feuer‘“ die Abarbeitung der bereitgestellten Energie. Danach wendet sich in der Wandlungsphase „Metall“ das energetische Potenzial nach unten, um anschließend, durch das „Wasser“ regeneriert, wieder Richtung „Holz“ emporzusteigen. Die „Erde“ stellt dabei den Mittelpunkt dar, auf den sich alles bezieht (Definition Dr. Greten). Dieser Zyklus ist zwingende Voraussetzung für jegliches Leben und läuft in endloser Folge ab.

Abweichungen davon äußern sich in verschiedenen körperlichen Symptomen, die durch die Regeln der Chinesischen Medizin zur Diagnose und damit letztendlich zur Therapie führen.

Qi – die Philosophie der Energie

Die chinesische Kultur zeigt einen bedeutenden Unterschied zwischen chinesischem und westlichem Denken auf: anders als die westliche Philosophie, die nie das Körper-Seele-Geist-Problem auflösen konnte, kennt die chinesische Philosophie und Medizin eine grundlegende und allgemeingültige Energieform. Sie liegt allem Leben, sowohl in seinen immateriellen als auch seinen emotionalen Ausprägungen, zugrunde: das Qi - die alles umfassende Lebensenergie.

Verschiedene Formen des "Qi" und wo sie herkommen

Im menschlichen Organismus gibt es verschiedene Erscheinungsformen des Qi. Jedes Organ / jeder Funktionskreis hat sein eigenes Qi, z.B. das "Leber-Qi" oder das "Milz-Qi“. Verschiedene Funktionen werden u.a. in "Abwehr-Qi" ('wei qi') und "angeborenes Qi" ('jing') zusammengefasst. Gemeinsam sind allen verschiedenen Formen des Qi, dass sie immateriell, also nicht sichtbar sind und nicht aus fassbarer Materie bestehen.

Gebildet wird dieses Qi durch Aufnahme und Verwertung verschiedener Energiequellen. So erhalten wir alles Lebensnotwendige aus der Nahrung, dem Wasser und über die Atmung. Die Funktionskreise der Lunge, des Magens und der Milz, des Dick- und Dünndarms haben die Aufgabe, diese "Energien" für den Organismus umzuwandeln und verfügbar zu machen. Verteilt wird das Qi dann durch ein komplexes System von energetischen Leitbahnen – den Meridianen. Sie sorgen dafür, dass jeder Millimeter unseres Körpers mit Qi versorgt wird. Es findet auch ein reger Austausch mit der Umwelt über die Körperoberfläche statt. Wobei auch das Eindringen von krank machendem fremden Qi verhindert werden soll.


Der Mensch in der Chinesischen Medizin (TCM)

Der Mensch wird in der Chinesischen Medizin als ein Wesen betrachtet, dessen Qi aus den Wechselwirkungen zwischen Himmel (Yang) und Erde (Yin) resultiert. Diese Interaktionen folgen bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Befinden sich der Mensch und der Fluss seines Qi im Einklang damit, so ist er körperlich und seelisch gesund. Ist aber der Fluss des Qi über längere Zeit gestört, entsteht Krankheit. Krankheiten stellen somit Blockaden des Qi-Flusses dar und Störungen der Qi-Balance und dem Gleichgewicht von Yin und Yang. Durch Akupunktur kann der Fluss des Qi reguliert und somit das Ungleichgewicht und Krankheiten gelindert oder beseitigt werden.

Funktionskreise – die chinesische Lehre der "Leibinseln" (Organe)

Organe wie Herz, Niere oder Milz umfassen in der westlichen Medizin Gewebe einer bestimmten Form und Lage im menschlichen Körper und mit bisher erforschten Aufgaben. Die Chinesische Medizin hingegen verleiht diesen "Leibinseln" (Prof. M. Porkert: Organe) spezifische Funktionen und emotionale Zuordnungen. Deshalb spricht sie auch nicht von Organen, sondern von Funktionskreisen. Diese erfüllen in der Chinesischen Medizin (TCM) andere Aufgaben als in der westlichen Medizin. So verkörpert der Funktionskreis des Herzens in der TCM u. a. die Instanz der emotionalen Schwingungsfähigkeit, reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus und den Schweiß. Völlig anders in der westlichen Medizin: dort pumpt das Herz das Blut durch den gesamten Körper und versorgt den gesamten Organismus.

In den Funktionskreisen wird die Gesamtheit aller energetischen Zustände, Abweichungen und Phänomene einer Wandlungsphase zusammengefasst. Die Funktionskreise der Chinesischen Medizin sind in erster Linie definierte Wirkbeziehungen von unscharf umrissenen körperlichen Substraten unter- und miteinander (Prof. Manfred Porkert: Die Theoretischen Grundlagen der Chinesischen Medizin - siehe unten). Diagnostisch sind die verschiedenen Funktionskreise durch ihre spezifischen Äußerungen auf körperlicher, mentaler und / oder psychischer Ebene erfassbar und auf bestimmten Arealen der Zunge und in unterschiedlichen Pulsbildern darstellbar.

Mein persönlicher Dank gilt meinem großen Lehrer: Prof. Manfred Porkert (1933 - 2015)! Ohne ihn, seine Lehrbücher und vor allem die persönlichen Seminare und Vorträge hätte ich nie ein tiefes Verständnis für die wunderbar profunde Heilkunst der Chinesischen Medizin entwickelt. Hier der Link zu seiner Homepage: http://www.manfred-porkert.com/index.html

Erfahren Sie mehr über Chinesische Medizin in den Veröffentlichungen von Prof. Dr. Manfred Porkert http://www.manfred-porkert.com/index.html. Natürlich beraten wir Sie auch gerne in unserer Praxis für Integrative Chinesische Medizin in München. Terminvereinbarung unter: Tel. 089 - 260 18 560.