Ich möchte in diesem Blog auf mehrere medizinische Studien eingehen, die immer wieder zitiert werden und angeblich zu dem Ergebnis kommen, dass Covid-Erkrankungen in der Schwangerschaft schwerer verlaufen und deshalb die Covid-Impfung empfohlen wird.
In der Zeitschrift „Frauenarzt“ vom April diesen Jahres zitiert der Kollege Dudenhausen diese Studie aus Singapur sinngemäß, dass es bei Covid-Erkrankungen in der Schwangerschaft häufiger Komplikationen, Frühgeburten und Todesfälle von Müttern gäbe. Hier das Original mit der betreffende Textstelle und dem Zitierhinweis in Gelb markiert:
Als ich dies gelesen hatte, besorgte ich mir die Originalstudie, die im Juni 2020 von Dashraat et al. aus Singapur im American Journal of Obstetrics & Gynecology (AJOG) veröffentlicht worden war:
„Coronavirus disease 2019 (COVID-19) pandemic and pregnancy“
Meine Übersetzung: „Coronavirus-Erkrankung 2019 (COVID-19) und Schwangerschaft“.
Hier ist das Original zu finden:
https://reader.elsevier.com/reader/sd/pii/S0002937820303434?token=23E40ED06EF11B540A743A39E2F720776A48536AFFDE5F30EB5F71284EF725604DB7CB18261C2C406E1675DC35FF96FA&originRegion=eu-west-1&originCreation=20211114142323
Da die Studie bereits am 25.02.2020 eingereicht worden war und die Covid-Erkrankungen weltweit erst zu diesem Zeitpunkt richtig begannen, stellt sich die Frage, wo die dort gelisteten 55 Schwangeren her kamen. Im Kleingedruckten wird angegeben, dass diese aus zehn verschiedenen chinesischen Studien zusammen gestellt worden waren und mit SARS- und MERS-Erkrankungen der Jahre 2002 und 2013 verglichen wurden. Die Schwere der Erkrankungen gehen aus der Arbeit nicht hervor und sie werden nicht mit einer Kontrollgruppe von z.B. allen mit Atemwegserkrankungen aufgenommenen Patientinnen verglichen.
Aus der Studie geht nicht hervor – wie Kollege Dudenhausen oben behauptet – dass es „häufiger Komplikationen in der Schwangerschaft“ gibt. Sondern in der Arbeit werden 55 Schwangere mit positivem PCR-Test und Symptomen mit Schwangeren, die an MERS oder SARS erkrankt waren, verglichen.
Keine an Covid-Erkrankte Schwangere starb, nur eine Patientin musste beatmet werden, zwei erlitten eine Fehlgeburt, fünf Feten hatten eine Wachstumsverzögerung. Im Vergleich zu MERS und SARS waren diese Zahlen viel niedriger. Nur bei der Frühgeburtlichkeit lagen die Covid-Schwangeren deutlich höher (43% im Vergleich zu 27% und 25%).
Also war nur die Frühgeburtlichkeit erhöht und nicht die anderen Risiken wie Dudenhausen behauptet. In der Studie wird nicht angegeben, in welcher Woche die Schwangeren entbunden wurden, ob sie Vorerkrankungen hatten, übergewichtig waren usw. Und es fehlt wie immer die Kontrollgruppe.
In der Monatszeitschrift „Frauenarzt“, die fast jede/r GynäkologIn in Deutschland bekommt, findet sich in einer kürzlich erschienen Ausgabe in den Kurznachrichten folgende pauschalisierende Überschrift: „SARS-CoV-2 erhöht Schwangerschafts– und Geburtskomplikationen“. Der Text, von einem namenlosen Autor verfasst, beschreibt als Kurzzusammenfassung die Studie von Gurol-Urganci et al. aus London.
Der Titel lautet: „Maternal and perinatal outcomes of pregnant women with SARS-CoV-2 infection at the time of birth in England: national cohort study“
Meine Übersetzung: „Mütterliche und perinatale Ergebnisse von schwangeren Frauen mit SARS-CoV-2-Infektion zum Zeitpunkt der Geburt in England: nationale Kohortenstudie“.
Hier kann das englische Original nach gelesen werden:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8135190/
In die Studie wurden Frauen aufgenommen, die mit einem Kind schwanger waren und zwischen dem 29. Mai 2020 und dem 31. Januar 2021 um die Geburt herum („birth episode“) stationär im Krankenhaus auf genommen worden waren. Es wurden zwei Gruppen unterschieden: die Gruppe mit einem positiven PCR-Test für Covid und die zweite negative Kontrollgruppe.
Studienergebnisse waren:
– Totgeburt
– Frühgeburt (vor der 37. Schwangerschaftswoche)
– Wachstumsverzögerung („small for gestational age“)
– (Prä-) Eklampsie (‚Schwangerschaftsvergiftung‘)
– Geburtseinleitung
– Geburtsmodus
– besondere Versorgung des Neugeborenen
– mütterlicher und kindlicher verlängerter Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage)
– Wiederaufnahme des Neugeborenen innerhalb von 28 Tagen und der Mutter von 42 Tagen
Zusätzlich wurden folgende Kriterien erfasst:
– vorbestehende Zuckerkrankheit
– vorbestehender Bluthochdruck
– sozioökonomische Benachteiligung (gemessen mit dem „Index of Multiple Deprivation“)
Eigentlich könnte ich nach dieser Auflistung bereits aufhören, auf diese Studie genauer einzugehen. Warum? Weil nur der positive PCR-Test als Kriterium für eine Infektion herangezogen wurde. Ein positiver PCR-Test ist nur ein Laborergebnis (das natürlich auch falsch positiv sein kann). Es sagt nicht darüber aus, ob die betreffende Person Symptome hat, wie schwer diese sind usw. Somit werden hier zwei Gruppen verglichen, die sich nur durch ein positives Testergebnis unterscheiden und nicht durch ein klinisch manifestes Krankheitsbild!
Ein positiver PCR-Test wird als „Fall“ gezählt, sagt aber nichts über eine Krankheit und deren Schwere aus! Anders ausgedrückt:
„Positiv getestet mit der PCR-Methodik heißt nicht zwangsläufig infiziert, nicht zwangsläufig infektiös und schon gar nicht erkrankt“ ( Mikrobiologe Andreas Bermpohl in der Zeitung, Gütersloh 26./27. September 2020).
Um dies etwas besser einordnen zu können folgende Ausführungen:
Nur 2 % der Menschen mit positivem PCR-Test müssen stationär behandelt werden!
Dazu eine offizielle Statistik der CDC (Center for Disease Control and Prevention) aus den USA, die die Summe der Patienten (pro Hunderttausend) mit positivem PCR-Test, die vom 01.03. – 26.09.2020 stationär in Krankenhäuser aufgenommen wurden, nach Altersgruppen unterscheidet. Der oberste graue Balken fasst alle Altersgruppen zusammen. Die dort 178,2 gelisteten ergeben auf 100.000 hochgerechnet, einen Prozentsatz von unter 2 %.
https://www.statista.com/statistics/1122354/covid-19-us-hospital-rate-by-age/
D.h. bei positivem PCR-Test kommen keine zwei Prozent der Betroffenen ins Krankenhaus. Dies zur Verdeutlichung, dass ein positiver PCR-Test bei Krankenhausaufnahme zur Geburt überhaupt nichts aussagt.
Trotzdem zurück zur Studie. Damit ist der Titel der Studie schon als inkorrekt widerlegt, da es sich nicht um Infizierte handelt, sondern nur um positiv Getestete.
Insgesamt wurden 342.080 Frauen in die Studie auf genommen, von denen 3.527 einen positiven PCR-Test hatten. Die positiv getesteten Schwangeren waren jünger, von nichtweißer Volkszugehörigkeit, Erstgebärende oder wohnten in benachteiligten Gebieten oder hatten Vorerkrankungen.
Diese Patientinnengruppe erlitt laut den Studienergebnisse signifikant mehr Totgeburten und Frühgeburten, es traten mehr Fälle von (Prä-) Eklampsie auf, mehr Notkaiserschnitte mussten durch geführt werden und sie hatte längere Krankenhausaufenthalte nach der Geburt.
Nur in einem halben Satz deuten Gurol-Urganci et al. an, dass sie keine Informationen über den Schweregrad der Covid-19 Erkrankung hatten oder weitere wichtige Informationen besaßen, wie z.B. den Body-Maß-Index (Körpergewicht geteilt durch Körpergröße). Hier ist der Absatz von Seite 522.e7 rechte Spalte in der Mitte:
Aber man sollte in diesem Zusammenhang nicht von Erkrankung sprechen, sondern nur von einem positiven Testergebnis. Und das heißt noch lange nicht, dass die Schwangere Symptome hat. Und dies bedeutet erst recht nicht, dass ein positives Testergebnis sich in irgendeiner Weise negativ auf die Schwangerschaft, die Geburt und die Gesundheit für Mutter und Kind auswirkt.
Zusätzlich sind keine Informationen zu weiteren Risiken für Totgeburten, Frühgeburten und Geburtskomplikationen vorhanden: etwaiger Drogenkonsum, unzureichende Funktion des Mutterkuchens, vorzeitige Lösung des Mutterkuchens, Nabelschnurknoten bzw. -vorfall, Blutarmut, mütterliche Infektionen, Fehlbildungen, kindliche Herzrhythmusstörungen usw.
Mich würde zusätzlich der Vitamin D-Status im Blut interessieren, was jedoch nie untersucht wird. Eine Studie mit fast 200.000 Teilnehmern zeigt, dass je niedriger der Vitamin D-Spiegel ist, desto höher die Rate von positiven PCR-Test von SARS-CoV-2 ist:
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0239252
Hier eine Abbildung dazu:
Und da Vitamin D-Mangel auch ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten darstellt (Qin et al.: https://www.mdpi.com/2072-6643/8/5/301), kann man auch andere Ursachen für einen positiven PCR-Test vermuten.
Zusammenfassend nehme ich an, dass durch die positiven Testergebnisse eher Schwangere aus niederen Einkommensklassen heraus gefiltert wurden. Für mich fehlt definitiv der Beweis eines erhöhten Risikos einer Covid-Erkrankung für Schwangerschaft und Geburt. Ein positiver Test bedeutet keine Erkrankung. In meiner medizinischen Einschätzung halte ich diese Studie nicht nur für nicht aussagekräftig, sondern sogar für (absichtlich) irreführend.
Dies geht aus der Schlussfolgerung der Autoren hervor, die empfehlen, dass schwangere Frauen vorrangig geimpft werden sollten. Hier im Original auf Seite 522e8 links:
Sollte sich in der Zukunft wirklich heraus stellen, dass die gen-basierten Impfstoffe eine Gefahr für Mutter und Kind darstellen – wie ich es nach wie vor befürchte – dann hätten die Autoren Gurol-Urganci et al. – und viele andere – großes Leid mitverursacht.
Gerne bin ich zu fachlichen Diskussionen bereit und revidiere auch meine geäußerten Einschätzungen, wenn ich falsch liegen sollte.